Frauenfußball in Deutschland und die Kaffeeservice-Geschichte
Schaut man auf den beschwerlichen Weg des Frauenfußballs in Deutschland, kommt man nicht um die Geschichte aus dem Jahr 1989 herum. Damals stand die Frauen-Nationalelf zum ersten Mal auf dem Siegertreppchen der Europameisterschaft. Doch da sie nur als Amateurinnen eingestuft wurden, durfte sie keine finanzielle Prämie, also keine Geldgewinne bekommen. Der von Männern dominierte Deutsche Fußball-Bund (DFB) schenkte den Gewinnerinnen der Frauenfußball-EM 1989 daher ein hässliches Kaffeeservice. Das kann man als sexistisch ansehen, da damit der Eindruck entsteht, dass der DFB meinte, Frauen gehören in die Küche und nicht aufs Fußballfeld.
Von 1989 bis 2011: 60.000 Euro und neues Kaffeeservice
Mittlerweile hat sich zum Glück viel im Bereich des Frauenfußballs getan, nicht nur in der Bundesrepublik Deutschland, sondern auf der ganzen Welt. Dass die oben beschriebene Geschichte aber nicht vergessen ist, wird durch verschiedene Dinge immer wieder verdeutlicht. Zum Beispiel findet sie in jeder längeren Berichterstattung zum Thema mindestens eine Erwähnung. Aber auch wenn nun kein Geschirr mehr verschenkt wird und die Nationalspielerinnen beispielsweise bei der EM 2011 in Deutschland im Falle eines Sieges jeweils 60.000 Euro Siegerinnenprämie bekommen hätte, so gab es vor zehn Jahren abermals eine neue Version der Kaffeeservice-Geschichte.
Denn der schon 1989 für das Geschirr verantwortliche Hersteller Villeroy & Boch führte 2011 eine Neuauflage des EM-Spielerinnen-Geschirrs ein. Dieses Mal waren keine hässlichen Blümchen drauf, die Qualität sollte sich gesteigert haben und nach Spiegel-Berichten sollte die Idee für den Werbe-Gag schon nach 20 Minuten Besprechung innerhalb des Unternehmens die nötigen Mittel bekommen haben. Doch warum? Nur, um sich mit allen Mitteln wieder ins Gespräch zu bringen? In der Pressemitteilung von damals war davon die Rede, dass die Aktion keinen sexistischen Hintergrund habe und sich Männer in Manager-Positionen sicher genauso darüber freuen würden wie Fußballerinnen. Das ist sicher Ansichts- und Geschmackssache.
Frauenfußball in den 2020er Jahren
Wer bereits mit der immer wieder aufgewärmten Anekdote vertraut ist, wird ihrer sicher überdrüssig sein. Deshalb wollen wir die Gelegenheit nutzen, um mal auf aktuelle Entwicklungen im globalen Frauenfußball zu schauen, bei denen natürlich auch die deutsche Nationalelf eine Rolle spielen wird. Wichtig ist dabei zum Beispiel das Drei-Nationen-Turnier mit den Nationalspielerinnen aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Dieses wurde unter dem Motto „Three Nations, One Goal“ auf Spielorte an der Grenzregion der drei Länder festgelegt. Jedes Land bekommt dabei ein Heimspiel, sodass der Spielplan so aussieht:
- Belgien vs. Niederlande: 18. Februar 2021 in Löwen, Belgien
- Deutschland vs. Belgien: 21. Februar 2021 in Aachen, Deutschland
- Niederlande vs. Deutschland: 24. Februar 2021 in Venlo, Niederlande
Das Motto „Three Nations, One Goal“ ist dabei ein Wortspiel, da das englische Wort „Goal“ sowohl „Tor“ als auch „Ziel“ heißen kann. Das gemeinsame Ziel von Deutschland, den Niederlanden und Belgien ist dabei die Bewerbung zur gemeinsamen Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2027. Wie auch bei der Frauenfußball-WM, die für 2023 geplant ist, soll der dann 10. FIFA Women’s World Cup mit 32 Nationalteams stattfinden. Neben den gemeinsamen Anstrengungen der aufgezeigten mittel- bzw. westeuropäischen Staaten gibt es auch Interessensbekundungen seitens Chile, Südafrika, den USA und einem Nordeuropa-Bündnis aus Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden.
Olympisches Fußballturnier 2021 und Frauen-EM 2022
Aber wir müssen gar nicht bis ins Jahr 2027 abschweifen, um die nächsten großen Events im Frauenfußball zu betrachten. Denn das Olympische Fußballturnier, das für 2020 in Tokio, Japan geplant war, wurde aufgrund der Covid-19-Pandemie auf das Jahr 2021 verschoben. Das Gleiche gilt im Übrigen auch für die weiteren Olympischen Sommerspiele 2020, die in Japan ausgetragen werden sollten. Aufgrund der globalen Ausbreitung des sogenannten Coronavirus‘ kam der Zeitplan verschiedener sportlicher sowie vieler anderer Events durcheinander. Zahlreiche Termine mussten ins Jahr 2021 bzw. auf ungewisse Zeit verschoben werden.
Für das Folgejahr 2022 lässt sich zudem die Frauenfußball-EM festhalten. Dann sollten auch Termine mit ausverkauften Stadien aufgrund von umfangreichen Impfungen möglich sein. Das beschriebene Drei-Nationen-Turnier dient dabei nicht nur der Aufmerksamkeit für die WM-Bewerbung, sondern auch der EM-Qualifikation, wobei die drei Nationen bereits als Gruppensieger feststehen. Die EM, die international sowie offiziell als UEFA Women’s Euro 2022 bezeichnet wird, soll vom 6. Bis zum 31. Juli 2022 stattfinden. Sie findet zum zweiten Mal in England statt.
Fazit: Schauen wir lieber in die Zukunft
Einerseits ist die Kaffeeservice-Geschichte eine nicht unwichtige Anekdote, wenn es um die langanhaltende Diskriminierung von Frauen im Profisport geht. Andererseits gibt es zahlreiche Gründe, um nicht mehr so stark an dieser Art der Vergangenheit festzuhalten, sondern optimistisch nach vorn zu schauen. Mit dem Blick in die Fußball-Zukunft der Frauen ergeben sich Hoffnung, Gleichberechtigung und Vorfreude auf sportliche Events. Viel Spaß dabei!